Nummer 24
Titel Interview mit Johann Glasschröder, 28.12.2004
Interview-Partner Johann Glasschröder
Geburtstag 1936-08-14
Todestag 2010-02-07
Alter 68
Beziehung zu Högn Bekannter von Mathilde Glasschröder, Sängerin unter August Högn
Ort Ruhmannsfelden
Datum 2004-12-28
Dauer 42
Wikicommons-Datei August_Högn_-_Interviews_24_Interview_mit_Johann_Glasschröder,_28.12.2004.ogg
aufgenommen true

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Bemerkung: Ein eigenes Kapitel der Geschichte von Ruhmannsfelden wäre die Erforschung des Orts zur Zeit des 3. Reiches. Mit einer Biographie über August Högn kann ich dieses Thema nur streifen. Nur junge Leute können nach Meinung von Johann Glasschröder unvoreingenommen an dieses Thema herangehen. Es wäre allemal ein sehr sinnvolles Thema für ein Facharbeit oder Zulassungsarbeit! Einen erschütternden Fall aus unserer Gegend schilderte Herr Glasschröder in diesem Interview: Die Ermordung eines Polen bei Kirchweg unter den Augen polnischen Zwangsarbeiter aus der Gegend. Sein "Verbrechen": Er hatte mit einer Einheimischen ein Kind. Damit dieses schreckliche Kapitel in unserer Ortsgeschichte wirklich Geschichte bleibt und sich nicht nochmal wiederholt, ist mehr von Nöten als geschichtliche Fakten zu vertuschen nach dem Motto: Bei uns hat es so was nicht gegeben! Ein Gedenkstein für den ermordeten Polen wäre ein kleiner Beitrag zur aktiven Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte am Ort und vielleicht ein kleiner Beitrag zum Erhalt unserer freien Gesellschaftsordung.

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Johann Glasschröder: Ich habe ein Gemälde, ein Kunstdruck mit schönem Rahmen, das die Glasschröder Mathild von August Högn geerbt hat. Der Kirchenchor bestand zu seiner Zeit fürs gewöhnliche aus vier Personen. Rektor Högn an der Orgel. Der hat Orgel gespielt und gesungen. Glasschröder Mathild, Sopran, Konditor Babett (Barbara Essigmann) und Raster Res.

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Johann Glasschröder: Sie haben gesungen bis 1953, bis der Pfarrer Reicheneder gekommen ist und danach hat der Rektor Högn einen Schlaganfall gehabt. Das war nicht schön seiner Zeit. Das war eine ganz schwierige Geschichte. Der Reicheneder hat ein Mündel gehabt und die hat Orgel gespielt. Die Maria Reisinger. Und die wollte er unbedingt da herholen, damit sie auch etwas Geld verdient als Organistin. Sie sind ja ein bisschen bezahlt worden. Und im Haushalt hat er sie auch gebraucht. Und da der Reicheneder dauern an dem Chor was zu meckern gehabt. Dann hat er die zwei Weiber (Glasschröder Mathild und Barbara Essigmann) so verärgert und dem Rektor Högn hat dann der Schlag getroffen. Dann hat er so wie so nicht mehr spielen können, nur noch ein bisschen umherhumpeln. Er hat aber nicht mehr singen und musizieren können. Dann hat der Reicheneder die Maria her geholt: „Er hätte schon eine.“ Dann sind sie ihm draufgekommen, dass er auch nicht ehrlich gespielt hat. Dann haben sie keinen Chor mehr gehabt. Wir hatten damals eine weltliche Chorgemeinschaft die Liedertafel, wo ich auch mitgesungen habe und wir haben dann die Herz-Josefs-Messe einstudiert und an Weihnachten gesungen. Der Albrecht und der Krieger Edi waren dabei. Als Überbrückung haben wir an Weihnachten gesungen.

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Johann Glasschröder: Die Maria hat dann erst wieder einen Kirchenchor aufgebaut. Die Maria hat dann auch das Pfarrbüro gemacht hat. Sie hat zum Kirchenchor junge Leute z. B. aus der Landjugend heraus, gebracht. Da war mein Frau (Frau Glasschröder), Frau Fischer und ihre Schwester darunter. Der Danziger hat die Alten gehabt. Da war die Frau Freisinger, die Raster Res, die Frau Grassl dabei. Und einmal war eine große Aufführung, da haben wir alle zusammen singen müssen, weil der Danziger mit seinen Raster Res und Konsorten nicht mehr viel anfangen konnte.

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Johann Glasschröder: Die Raster Res hat sich nicht abwimmeln lassen. Wie hat der Bader Hans (Johann Ederer), der Tierarzt gesagt? "Die Res wenn ich höre, das ist genau so, wie wenn eine Geiß auf eine Trommel scheißt, wenn sie singt." Eine alte Jungfer! Wenn die Raster Res Blätter verteilt hat, hat sie uns welche auf den Boden geschmissen. Die Alten wollten die Jungen nicht dabei haben. Bis der Krottenthaler gekommen ist. Und der hat dann einen schönen Chor gegründet.

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Johann Glasschröder: Anlässlich des 80. Geburtstags von Högn hat der Männerchor von Ruhmannsfelden gesungen. Den hat auch der Danziger geleitet. Der Bibi (Richard Bartascheck) hatte eine große Ansprache gehalten. Werde ich nie vergessen. Da hat er gesagt, dass der Högn "der Mozart von Ruhmannsfelden." Das war eine saubere Rede. Reden hat er ja können der Bartascheck. Er möchte sagen, Högn ist „der Mozart von Ruhmannsfelden“ und das war er auch.

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Johann Glasschröder: Der Högn war ein ganz ein strenger Lehrer. Aber gerecht, was ich von den Alten immer höre. Durch die Entnazifizierung hat er ewig keine Schule halten dürfen nach dem Krieg. Dann hat er ein Jahr Schule gehalten und dann ist er in Pension gekommen. Ich habe ihn gern gemocht, weil er ein sehr korrekter Mensch war. Sehr zurückgezogen, sehr freundlich. Unten hat der Högn gewohnt und oben der Härtl im Härtl-Haus, das jetzt dem Schwannberger gehört. Und die zwei haben ein Postfach gehabt. Nach der Kirche hat sich der Härtl gleich die Post geholt, dann haben sich die beiden beim Vornehm getroffen: "Guten Morgen, Herr Rektor!" "Guten Morgen, Herr Inspektor!" Darauf hat man immer warten können.

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Johann Glasschröder: Der Härtl war Gemeindesekretär bei der Gemeinde Zachenberg. Er war kein Nazi, aber wenn die Leute nicht "Heil Hitler!" gesagt haben, wenn sie zu ihm gekommen sind, hat er sie wieder rausgeschickt und sie gefragt, ob sie nicht wissen, wie man grüßt. Ein war eben korrekt. Er hat niemanden was wollen.

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Josef Friedrich: Und wie ist der Högn zu den Dingen gestanden im 3. Reich?

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Johann Glasschröder: Nein, der hat nix, und der wollte nix machen.

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Josef Friedrich: Obwohl sein Schwiegersohn so ein hoher Nazi war?

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Johann Glasschröder: Aber der Högn nicht. So viel ich weiß hat er sich nirgends beteiligt. Das wäre auch eine Aufgabe, das 3. Reich in Ruhmannsfelden aufzuarbeiten. Im 3. Reich war es ja verboten, das ein Pole ein Kind mit einer Deutschen hat. Da ist die Todesstrafe drauf gestanden. Ein Pole, ich weiß nicht mehr von welchen Bauern, hat mit einer Deutschen ein Kind gehabt. Dann haben sie ihr die Haare geschert und durch den Regen gezogen: Ich bin eine Polenhure und er ist aufgehängt worden. Dann haben die ganzen Polen vom ganzen Revier zusammenkommen und zuschauen müssen. Beim Vornehm waren sechs oder sieben, jeder Bauer hat Polen gehabt als Arbeiter. Und da ist bis heute noch kein Gedenkstein da! Für diesen unschuldigen Polen, der durch die Willkür des NS-Regimes ermordet wurde, wäre es mehr als angebracht, einen Gedenkstein zu errichten. Ich habe mich dafür im Pfarrgemeinderat von Ruhmannsfelden eingesetzt, aber leider ohne Erfolg. Vielleicht müssen junge Leute, die unvoreingenommen sind, an diese Materie herantreten. Ich würde mich sehr gerne an der Errichtung eines Gedenksteines finanziell beteiligen. Es waren auch einige Juden da in Ruhmannsfelden: Dr. Grundner, der ist ausgewandert nach Peru, Dr. Danziger, der hatte drei Kinder, eine Tochter, den Paul und den Franz, die haben sie auch noch fort. Und wie sie den Dr. Grundner fort haben, ist die Nachbarschaft draußen gestanden und hat geklatscht. So astrein, wie jetzt immer getan wird, war das Ruhmannsfelden nicht. Es gab viele Mitläufer. Der alte Zitzelsberger hat geweint, wenn eine Aufnahme war (Hitler-Rede im Rundfunk). Der hat aber niemanden was wollen. Der alte Baumeister war Ortsgruppenführer. Der hat die Nachricht überbringen müssen, wenn jemand gefallen ist. Nach dem Krieg haben sie ihm nichts anhängen können. Für dieses Thema wäre der Josef Stenkala, jetzt ist er schon gestorben, der richtige Mann gewesen. Der hat stundenlang erzählen können. Es war vorgeschrieben, wie viel die Polen zum essen bekommen. Die ganz alte Frau Vornehm hat gesagt: "Wenn die Leute bei mir arbeiten, bekommen sie auch anständig zu essen." Es gab einen Polizisten, eine Seele von einem Menschen, nachher hat er noch beim Bärnbräu gewohnt, dann ist er auf Achslach rauf gezogen. Er hat gesagt, wenn er kontrolliert hat: "Habt's ja eh nicht mehr zu essen, wie vorgeschrieben war." Obwohl die Schüssel voll war. Und die Polen mussten um 9 Uhr im Bett sein. Er hat gesagt: "Wie sie schnarchen." Obwohl keiner im Schlafzimmer war. Es gab auch andere. Einer ist sogar am Ross mit der SA-Uniform umher geritten und hat die Leute schikaniert.

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Josef Friedrich: Und der Högn wahr wirklich kein überzeugter Anhänger von Hitler, obwohl er einen Weihegesang mit nationalsozialistischem Text geschrieben hat?

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Johann Glasschröder: Das ist wieder was anderes. Er war Musiker und vielleicht haben sie ihn dazu gedrängt. Es kann sein, dass er davon überzeugt war, aber beteiligt hat er sich nicht. Es ist mir nichts bekannt, dass er einmal mit SA-Uniform zu sehen gewesen wäre.

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Josef Friedrich: Ein Widerständler war er sicher auch nicht.

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Johann Glasschröder: Nein, ein Widerständler war er nicht. Ein Widerständler war der Donauer. Da ist der Schwannberger mal zu Glasschröder Anne gekommen und hat gesagt: "Den Donauer haben sie verhaftet, du hast Zeit, du musst beten, dass sie ihn nicht hinrichten." Und sie haben ihn nicht hingerichtet. Das war der einzige von Ruhmannsfelden, der aktiv im Widerstand war. Sonst ist mir keiner gekannt. Da hat es viele Mitläufer gegeben. Ein paar ganz fanatische.

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Johann Glasschröder: Das eine hat der Högn gemacht. Er hat immer einen Gesellschaftstag ausgerichtet jeden Monat beim Amberger. Da war der Schwannberger dabei. Die besseren Bürger. Da hat sich die Prominenz einmal im Monat in einem Wirtshaus getroffen. Das hat der Högn arrangiert. Das war schon während des Krieges und auch nach dem Krieg, hat aber nichts mit dem Hitler zu tun gehabt. Das Bürgertum in Ruhmannsfelden war ja immer etwas Besonderes. Die haben immer nur befohlen. Die haben nie eine Biersteuer gezahlt, wenn man nachschaut in den alten Akten, und keine Hand- und Spanndienste geleistet. Die Großen, Zitzelsberger, Vornehm, Posthalter (Amberger), Aschenbrenner (Stadler), Bärnbräu (Wilhelm-Bräu), die haben nie was geleistet. So hat es mir mal der Niedermeier erzählt. Die haben immer ein Ausrede gehabt.

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Johann Glasschröder: Das Gloria und das Credo ist zu Högns Zeiten nie ganz gesungen worden. Da hat der Högn immer eine Überleitung mit der Hand auf Blätter geschrieben. Die Pfarrgemeinde hatte kein Geld zum Notenkaufen, dann hat er mit der Hand einige Stimmen dazugeschrieben, damit die anderen auch ein Blatt kriegen.

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Johann Glasschröder: Wenn man die alten Leute reden hört, hört man selten ein schlechtes Wort übern Högn. Er war sehr korrekt und sehr streng. Ich weiß noch, wie er das letzte Jahr Schule gehalten hat. Der Starke Dieter ist am Högn vorbeigegangen und hat ihn nicht gegrüßt. Dann ist er wieder zurückgegangen und batsch hat er eine drin gehabt: Weißt du nicht, dass man grüßt. Das war die Zeit und die Leute haben gar nicht so Unrecht gehabt.

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Johann Glasschröder: Eins muss dran sein. Denn der alten Glasschröder und die Oma waren ja absolut gegen den Hitler. Sie haben kein Hitler-Bild aufgehängt und nichts. Bei Aufmärsche haben sie immer gesagt: "Ja, ja wenn es nur so bleibt! Ihr werdet euch noch anschauen!" Dann hätten die mit dem Högn, wenn er ein Nazi gewesen wäre, keinen so innigen Kontakt gehabt, wie sie gehabt haben. Seine Köchin war oft bei uns da, wenn sie Eier oder Milch gebraucht hat oder zum Ratschen gekommen ist. Der Högn ist nicht auf dem Ratschmarkt gegangen. Ich wüsste nicht, dass der zum Ratschen in ein Haus gegangen wäre. Nicht einmal mit dem Herrn Inspektor Härtl.

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Josef Friedrich: In einem Zeitungsartikel steht, dass Högn dem Männerchor Notenmaterial zur Verfügung stellen wollte?

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Johann Glasschröder: Der Danziger hat was gekommen. Teilweise selber komponierte Sachen und teilweise gekaufte Sachen. Was es genau war, weiß ich nicht mehr. [... Auflösung des Männerchores ...] Da müssen ja Unmengen an Notenmaterial vom Danziger dagewesen, denn er hat ja selber komponiert. Er hat selber eine Messe geschrieben.

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Josef Friedrich: Den Högn als Chorregent haben Sie nicht mehr erlebt?

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Johann Glasschröder: Nein, aber wir haben ihm mal ein Ständchen gesungen. Glasschröder Mathild, Konditor Babett, ich, der Lindner und der Danziger ist dabei gewesen. Ich weiß aber nicht mehr zu welchem Anlass. [... Danziger ...] [... Alibuti ...] Ich habe mich auch manchmal mit dem Alten Högn vom Buchgeschäft getroffen, der hat viel erzählt über den Onkel August. Er ist alle Jahre 2 - 3 nach Ruhmannsfelden gekommen. Der Högn hatte auch eine Buben, Gustl hat er geheißen, das war ein bisschen ein missratener Sohn. Mit dem hatte er keine Freude. Er muss kein unsympathischer Kerl gewesen sein und ist auch nicht gerade auf die schiefe Bahn gekommen sein. Aber gelernt hat er halt nichts. Und seine Frau ist ja schon früh gestorben. [... Erzählungen von Josef Stenkala ...]

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Josef Friedrich: Ich muss jetzt nochmal auf Högns Abschied aus dem Kirchenchor unter Reicheneder zurückkommen. Der Reicheneder hat dem Högn einen Brief geschrieben und darauf hat er einen Schlaganfall bekommen?

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Johann Glasschröder: Nicht gleich darauf, aber kurze Zeit später. Das war die größte Missetat vom Reicheneder, die er da gemacht hat. In dem Bewusstsein, das er da jemanden hat und die ungedingt unterbringen will und wie soll er das machen? Der Högn ist alt und gefallen hat es ihm auch nicht. Drei Weiber können nicht so klingen wie ein großer Chor und der Rektor hat ja auch keine Stimme zu singen gehabt. Der hat nicht schön gesungen, aber die Orgel hat er beherrscht. Wie bringt er die los, dass der die Maria her bringt? Das war dem Reicheneder sein Problem. Dann hat er dem Högn einen Brief geschrieben. Ich habe dem Brief sogar mal gelesen.

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Josef Friedrich: Was ist da drin gestanden?

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Johann Glasschröder: Ich kann es nicht mehr genau sagen. Ich weiß nur, dass er sich für seine Mitarbeit bedankt hat. Da ist ein ganz berühmter Satz drin gestanden, den hat die Glasschröder Mathild immer gesagt. Die zwei Weiber (Glasschröder Mathilde, Essigmann Barbara) haben auch den Brief gekriegt. Ein Brief an den Högn und die zwei Sängerinnen haben auch einen Brief gekommen.

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Josef Friedrich: War es dann ein Kündigung?

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Johann Glasschröder: Es war keine Kündigung. Es hat sich für die Mitarbeit bedankt. Und hat die Sache für erledigt angesehen. Ich weiß, die Glasschröder Mathild hat den Brief aufgehoben wie ein Schatz. Da ist die Abrechnung noch mit dabei gewesen und das Geld auch. Der Högn hat aber nicht großes Aufsehen gemacht, er hat den Brief nur den Weibern gezeigt.

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Josef Friedrich: Hat es da einen Grund gegeben für die Briefe?

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Johann Glasschröder: Weil sie nicht zur Chorprobe erschienen sind. Weil sie gesagt haben, dass sie nicht mitsingen. Die zwei sind ja auch bescheuert gewesen, auf deutsch gesagt, die haben ja auch ihren Teil dazu beigetragen. Sie waren etwas zickig. "Wir haben das Recht, wir haben jetzt 20 Jahre seit unserer Kindheit hier gesungen. Und jetzt kommen da Neue daher und würden eine neue Methode einführen und haben uns nicht gefragt." Und wenn sie gefragt wurden, dann sind sie nicht hingegangen.

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Josef Friedrich: Soviel ich weiß, haben sie früher beim Högn in der Wohnung geprobt. Hat der Reicheneder dann Proben eingeführt?

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Johann Glasschröder: Ja freilich, weil er Chorverstärkung haben wollte. Zur Pfarrer Bauers Zeit waren immer ein paar an den Feiertagen zur Verstärkung hergekommen, z. B. ein Verwandter von Pfarrer Bauer, der bei den Domspatzen war. Das ganze Jahr haben ja nur die vier Zwetschgen gesungen. Und früher hat die Glasschröder Anne noch gesungen, wie sie noch auf den Chor hat gehen können. Und die Frau Grassl, die hat geknödelt wie ein Ofenrohr. Vom Stern Viktor die Mutter. Und dann ist die Frau Piehler gekommen und hat sich gleich nach dem Högn oder noch während dem Högn eingemischt. Sie war geschieden und hat dann im Schuldienst keine Anstellung bekommen. Dann sind die nicht zu den Proben gegangen. Dann hat der Reicheneder schon darauf gewartet und ihnen ein Briefen geschrieben und aus.

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Josef Friedrich: Wenn der Reicheneder Proben ansetzt, dann hat er doch eine Leiter gebraucht. War das dann der Högn?

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Johann Glasschröder: Ja, anscheinend. Mit anderen Worten: Der Reicheneder hat darauf gewartet bis sie aufhören. Die neuen Leute sollten von der Liedertafel kommen. Der Kirchenchor war ein eingefahrenes Ding. Ja tunlichst schauen, dass keine neuen dazu kommen, denn da ist es ja ums Geld auch gegangen. Je mehr da dabei gewesen wären, desto weniger haben sie verdient. Das waren die einzigen Einnahmen, die sie gehabt haben alle Vierteljahr. Das waren ja doch so 40 - 50 Mark. Der Raster Res hat das nichts ausgemacht. Die ist zu jeder Probe gegangen. Die wollte der Reicheneder auch loswerden, hat sie aber nicht los gebracht. Bei der war das Problem, erstens eine fürchterliche Stimme und dann war sie immer zu tief.

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Josef Friedrich: Wie war das Verhältnis von der Maria zum Reicheneder, wie ist er auf sie gekommen?

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Johann Glasschröder: Der Reicheneder hat auch seine Vorteile gehabt. Er ist oft ein sturrer Bocke gewesen, wie er die Glocken mal nicht läuten hat lassen, weil der Holler Toni am Aschermittwoch im Sautrog gesessen ist und ein Marienlied gesungen hat. Ich bin teilweise mit dem Reicheneder gut ausgekommen, teilweise war ich nicht mit seiner Meinung. Da haben die Leute immer gesagt: "Der Reicheneder hat's mit ihr." Alles ein Schmarrn. Die Maria war ein Waisenkind und da hat sich der Reicheneder gekümmert. Und dem Reicheneder seine Schwester war wieder eifersüchtig, die wollte sie nicht. Da war immer der Zwist drin. Und wie der Reicheneder gestorben ist, hat die Maria geheiratet. Da hat die Raster Res immer gesagt: Was sie heiratet? Pfui Teufel! Die Maria ist dann mit dem Reicheneder nach Frontenhausen gegangen.

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Josef Friedrich: Der Bartascheck hat das gesagt mit dem "Mozart von Ruhmannsfelden"?

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Johann Glasschröder: Ja, der war im Männerchor erster Tenor. Der hat Gesang studiert in Prag am Konservatorium. Er hatte schon eine Anstellung in Pforzheim. Dann hat er die Frieda kennen gelernt und dann hat er abwägen müssen.

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Josef Friedrich: Wann hat die Glasschröder Mathild mit dem Singen begonnen?

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Johann Glasschröder: Die hat gesungen wie ein Zeiserl. Die hat das Ave Maria gesungen in Gotteszell, als sie nicht mehr beim Reicheneder gesungen hat, wie man es oft im Fernseher nicht hört. Sie hat mit dem Mattock gesungen. Der war Gemeindeassistent und hat bei den Domspatzen gesungen. Und in Viechtach hat er Operetten aufgeführt, Schwarzwaldmädl etc. Und die zwei haben immer miteinander gesungen. Weit und breit gab's da keine so gute Sängerin. Eine kräftige Stimme und ein reiner Sopran.

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Josef Friedrich: Sie ist nicht ausgebildet worden?

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Johann Glasschröder: Nein. Den sie wollte, hat sie nicht gekommen. Der Kellermeier Franz war ihre große Liebe. Dann ist sie mit 48 Jahren gestorben, hat sich den Fuß gebrochen und hat Leukämie gekommen.

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Josef Friedrich: Haben sie ein Bild mit August Högn drauf?

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Johann Glasschröder: Ja, das ist bei einer Fronleichnamsprozession aufgenommen worden. Da ist er und der Kirchenchor drauf.