Nummer 13
Titel Interview mit Lorenz Schlagintweit, 29.11.2003
Interview-Partner Lorenz Schlagintweit
Geburtstag 1917-07-31
Todestag
Alter 86
Beziehung zu Högn Posaunist unter August Högn
Ort Kaikenried
Datum 2003-11-29
Dauer 25
Wikicommons-Datei August_Högn_-_Interviews_13_Interview_mit_Lorenz_Schlagintweit,_29.11.2003.ogg
aufgenommen true

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Josef Friedrich: Wann haben Sie den Lehrer August Högn kennen gelernt?

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Lorenz Schlagintweit: Ich habe in Ruhmannsfelden früher viel Kirchenmusik gemacht. An Festtagen hat in Ruhmannsfelden immer ein Orchester gespielt. Der Apotheker Voit, Kraus Ludwig und ich haben Geige gespielt und manchmal habe ich Trompete gespielt, später Posaune. Der Högn hat immer Orgel gespielt. Er hat so gespielt, dass einmal der Bischof Buchbinder (wohl Buchberger, Vergleich mit Reicheneder-Chronik) gesagt hat, dass er selten einen so guten Organisten gehört hat, das hat er ganz gut gemacht. In Ruhmannsfelden hatten wir auch einen amtlichen Kirchenmusiker namens Schroll, ein ganz guter, der hat ja Kirchenmusik studiert. Der Schroll hat dann die Kirchenmusik aufgegeben, er hat ein Mädchen kennen gelernt, mit der war es bald aus und dann hat er eine neue kennen gelernt und dann war es aus mit der Kirchenmusik. Er hat dann bei der Gemeinde gearbeitet als Gemeindesekretär. Solange aber der Schroll da war, hat der Högn Orgel gespielt und der Schroll hat dirigiert. An Festtagen! Unter der Woche hat natürlich der Schroll Orgel spielen müssen, denn der Högn war ja ein Lehrer. Der Högn war ein ausgezeichneter Musiker, er hat so viele Lieder geschrieben, für Beerdigungen und was man halt so braucht in der Kirche. Er hat zu mir immer gesagt: „Da gibt es nicht viele Lieder." Die Chorsängerinnen waren Konditor Babett (Barbara Essigmann), Raster Res und die Glasschröder Mathild. Die hat singen können, wie eine Opernsängerin mit voller und großer Stimme. Einmalig! Der Högn hat für die Mathilde Glasschröder extra Lieder geschrieben mit Sopran-Solo. Der Högn war ein sehr guter Musiker. Die Glasschröder Mathild ist früh gestorben, ich glaube an Kehlkopfkrebs (1965 an Leukämie). Und auf die Jagd ist er auch noch gegangen. Da kann ich mich daran erinnern, weil er einmal einen Rehbock heimgetragen hat.

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Josef Friedrich: Wissen Sie in welchem Gebiet Högn auf die Jagd gegangen ist?

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Lorenz Schlagintweit: Das weiß ich nicht. Es muss nicht weit weg gewesen sein, denn sonst hätte er den Rehbock nicht zu Fuß heim tragen können. Er hat in der Nähe vom Schwannberger gewohnt. Das weiß ich, weil wenn irgendetwas besonderes war, dann haben wir und der Kirchenchor beim Högn in der Wohnung geprobt.

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Josef Friedrich: Und Sie haben mit der Trompete in Högns Wohnung mitgeprobt.

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Lorenz Schlagintweit: Habe ich auch. Trompete und dann Posaune. Der Kraus Wolfgang hat Streichbass gespielt. Der Dr. Haug, ein Tierarzt, hat gut Cello gespielt. Wir hatten einen guten Chor beisammen. Da haben die Leute gestaunt.

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Josef Friedrich: Wie lange haben sie in Ruhmannsfelden in der Kirchenmusik mitgespielt? Sie sind dann ja nach Kaikenried gekommen?

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Lorenz Schlagintweit: Von 1935 bis 1937 bin ich zum Arbeitsdienst „Musikzug“ nach Deggendorf gekommen. Dann bin ich nach Garmisch zum Musikkorps gekommen. Bei den Ruhmannsfeldener habe ich vorher gespielt, aber auch wieder später, nämlich bei der Ruhmannsfeldener Blaskapelle. Die haben mehr aus Zufall im Bayerischen Rundfunk spielen können, und da war ich dabei. Ich war da fast unentbehrlich, weil ich damals professionell Musik gemacht habe. Ich habe gespielt in Saarbrücken, Hannover, Mannheim, Heidelberg. Der Abteilungsleiter vom Bayerischen Rundfunk hat eine Blaskapelle gesucht, die originale bayerische Tänze wie Zwiefache spielen. Die Ruhmannsfeldener haben es wahrscheinlich am besten gekonnt.

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Josef Friedrich: Das war aber nach dem Krieg schon?

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Lorenz Schlagintweit: Es war so: Nach dem Krieg hat der Heinrich Wiggerl, die Kapelle neu gegründet. 1948 bin ich aus dem Krieg heimgekommen und dann habe ich mitgespielt.

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Josef Friedrich: Haben Mitglieder aus der berühmten „Ruhmannsfeldener Blaskapelle“ unter Heinrich Wiggerl auch bei der Kirchenmusik unter August Högn mitgewirkt?

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Lorenz Schlagintweit: Ja natürlich! Der Hacker, Heinrich Wiggerl, Kraus Wigg, Kraus Gang, der war aus Gotteszell, haben mitgespielt. Ja der Högn war ein sehr guter Musiker. Ein Buben hat er gehabt, der Gustl, den habe ich gut gekannt.

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Josef Friedrich: Wissen sie ob Högn auch Märsche und Tänze für Blasmusik geschrieben hat?

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Lorenz Schlagintweit: Da weiß ich nichts davon. Ich bin mit dem Högn nur wegen der Kirchenmusik zusammen gekommen. Wir waren gut befreundet, alles andere hat mich auch nicht interessiert.

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Josef Friedrich: Hat man sich nach den Kirchenchorproben noch zusammengesetzt?

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Lorenz Schlagintweit: Nein, dass war nicht. Wenn die Probe aus war, sind wir wieder heimgegangen. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass der Högn mal was getrunken hätte, er war ja damals noch Lehrer.

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Josef Friedrich: Sind sie in Ruhmannsfelden in die Schule gegangen?

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Lorenz Schlagintweit: Nein nach Patersdorf. Ich bin in Zuckerried aufgewachsen.

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Josef Friedrich: Können Sie sich erinnern, dass der Högn auch mal dirigiert hat?

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Lorenz Schlagintweit: In der Kirche schon. Ansonsten hat der Schroll dirigiert und der Högn Orgel gespielt.

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Josef Friedrich: War es nicht zu laut wenn eine Blasmusik den Chor begleitet?

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Lorenz Schlagintweit: Das war nicht zu laut, weil wir so leise gespielt haben. Wir haben halt nicht so stark rein geblasen wie bei der Marschmusik. Ich habe sehr gerne Kirchenmusik gemacht. Früher war es so, wenn jemand bei der Feuerwehr oder den Veteranen war, dann hat bei seiner Beerdigung die Blasmusik gespielt, ein Trauermarsch und am Grab noch ein paar Lieder.

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Josef Friedrich: Hat es für das Beerdigungsspielen Geld gegeben?

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Lorenz Schlagintweit: Wie ich angefangen habe, hat es für das Beerdigungsspielen pro Mann 2 Mark gegeben, dann 3 und 5 Mark. Nach dem Krieg war das dann beträchtlich mehr: Bis zu 50 Mark haben wir erhalten.

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Josef Friedrich: Hat man bei normalen Gottesdiensten Geld bekommen?

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Lorenz Schlagintweit: Kirchenmusik hat man immer freiwillig gemacht.

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Josef Friedrich: Wie oft hat man geprobt, wenn eine neue Messe aufgeführt werden sollte?

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Lorenz Schlagintweit: Einmal oder vielleicht zweimal. Öfter nicht. Die Musiker die zur Kirchenmusik brauchbar waren, waren so wie so ausgebildet und haben das vom Blatt weg gespielt.

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Josef Friedrich: Wie sind Sie benachrichtig worden, wenn Sie spielen sollten?

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Lorenz Schlagintweit: Man hat mich geholt und dann bin ich mit den Fahrrad hingefahren. Wie ich ein Auto hatte, habe ich nicht mehr so oft in Ruhmannsfelden mitgespielt. Ich kann mich an den Leichentrunk in der Brauerei Stadler erinnern, als der Pfarrer Bauer gestorben ist. Der Großkaufmann Schwannberger, er hat in seiner Jugend auch Posaune gespielt, viel hat er aber nicht gekonnt, wollte dass wir beim Leichentrunk spielen. Wir haben gesagt, so was gibt es nicht nach einer Beerdigung. Es war dann so weit, dass es erlaubt war. Er hat uns so viel Geld gegeben, das wir gespielt haben.

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Josef Friedrich: War Högn auch bei den Leichentrunken dabei?

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Lorenz Schlagintweit: Der Högn hat nichts getrunken. Ich habe nie gesehen, dass er etwas getrunken hätte. Er war ein nüchterner Mann.

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Josef Friedrich: War er streng als Kirchenchorleiter?

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Lorenz Schlagintweit: Das war so bei der Kirchenmusik: Er hat ja froh sein müssen, wenn die Leute umsonst mitgespielt haben. Er hat nicht groß schimpfen können. Er hat schon mal gesagt: „Viel zu tief, viel zu hoch!“ Ich bin mit ihm ganz gut ausgekommen.

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Josef Friedrich: Wie war der Umgangston am Chor. War man per Du oder per Sie.

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Lorenz Schlagintweit: Schon per Sie. Er hat zum mir zwar du gesagt, aber dass habe ich mir nicht erlaubt, er war ja eine Respekt-Person.

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Josef Friedrich: Wissen Sie noch, welche Messen Sie beim Högn gespielt haben.

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Lorenz Schlagintweit: Das weiß ich nicht mehr so genau. Er hat immer gesagt, heute singen wir die und die Messe. Eine hat Stella-Maris-Messe geheißen. Welche von seinen eigenen Messen ich gespielt habe, weiß ich nicht mehr. Ich habe ja auch komponiert. Einige Lieder von mir wurden auch vom Kaikenrieder Kirchenchor aufgeführt.

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Josef Friedrich: Sie haben von der Sänger Glasschröder Mathilde erzählt, für die Högn eigens Solo-Partien geschrieben hat. Wissen Sie andere Sängerinnen oder Sänger für die er weitere Solo-Partien geschrieben.

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Lorenz Schlagintweit: In Messen gibt es vierstimmige Solo-Einschübe. Für welche Sänger, dass weiß ich nicht mehr.