Nummer | 211 |
Titel | Brief von August Högn an Regierungsschulrat Wagner, 22.10.1945 |
Datum | 1945-10-22 |
Thema | Ersuchen um Pensionierung |
Feld 1 | August Högn |
Feld 2 | Regierungsschulrat Wagner |
Fundort | Spruchkammerakt |
Am 11. Sept. cr. wurde mir durch das Bez. Schulamt Viechtach mitgeteilt, dass ich aus dem Volksschuldienste entlassen bin u. dass ich mich des Dienstes zu enthalten habe bis zur Erledigung meines Gesuches auf Wiederbeschäftigung oder Pensionierung. Nun sagte mir H. Bez. Schulrat Dr. Lenz - Viechtach, dass das betr. Gesuch mit Beilagen bei der Regierung von Niederbayern Oberpfalz in Regensburg zur Prüfung liegt u. dass es sich bei mir - weil die Altersgrenze überschritten geb. 2.8.78 Deggendorf ohnehin nurmehr um Gewährung einer Pension oder Nichtgewährung einer solchen handeln kann. Aus diesem Anlass erlaube ich mir an H. Regierungsschulrat Wagner die herzlichste Bitte zu richten, mir gütigst behilflich zu sein, dass ich doch - wenn schon nicht, mehr angestellt - doch eine Pension bekomme. Der Unterfertigte ist vom Militär Gouvernment Viechtach vom Volksschuldienst entlassen worden wegen seines Parteieintritts am 1.5.33. Der Unterfertigte war aber bestimmt kein Anhänger des Nazi Systems oder gar ein Befürworter oder Agitator für die Nazipartei. Der Unterfertigte hatte kein Amt in der Partei, stand immer abseits derselben u. aus dem ganzen Verhalten desselben u. aus seinen Gesprächen mit den Leuten konnte unmissverständlich entnommen werden,. dass er die ganze Zeit der Nazi Herrschaft ein Gegner der Parteiführer u. der Parteisache war. Der Unterfertigte ist immer für Recht u. Ordnung eingetreten, hat stets die kirchlichen Interessen respektiert u. hat auf die Jugend - gegen die Anordnungen der falschen Jugenderziehung — im alten Geiste vor 1933 u. im christlichen Sinne - erziehlich eingewirkt, was den Unterfertigten auch in Widerspruch setzte mit der Bannführung u. der Kreisleitung, weshalb der Unterfertigte auch durch Entzug der Genehmigung zur Ausübung des Kirchenchordienstes gemassregelt wurde, u. ihm die Dienstentlassung nahe gelegt wurde. Dass der Unterfertigte tatsächlich ein Gegner der Nazi Partei war in Wort u. Tat, das haben bereits das hiesige Pfarramt, die 3 Bürgermeister des Schulverbandsbezirkes, der Vertreter der Gesamt Elternschaft, der Vertreter der hiesigen Gesamt Arbeiterschaft u. der Heeres Rektor H. Donauer in Hof als Kenner der persönlichen politischen Gesinnung des Unterfertigten - in ihren dem. Kreisschulamt Viechtach vorgelegten Bestätigungen zum Ausdruck gebracht. Das dürfte genügen, um darzulegen, dass der Unterfertigte gewiss kein aktiver Nationalsozialist war. Darum ersucht der Unterfertigte nochmals H. Regierungsschulrat Wagner recht herzlichst bei der Prüfung des Gesuches des Unterfertigten das Vorstehende gütigst berücksichtigen zu wollen u. die Gewährung, einer Pension für den Unterfertigten befürworten zu wollen,
Für die Bemühung recht herzlichst dankend Ihr
Ergebenster A. Högn Rektor in Ruhmannsfelden