Nummer 42
Titel Zeitungsartikel aus Deggendorfer Zeitung, 18.3.1959
Datum 1959-03-18
Thema Ankündigung der Deggendorfer Erstaufführung der Josephs-Messe
Feld 1 Deggendorfer Zeitung
Feld 2 Josephsmesse zum Josephsfest
Fundort Beilage zum Notenmaterial
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Josephsmesse zum Josephsfest
Morgen Erstaufführung einer Komposition August Högns

Am morgigen Josephstage erlebt die Josephsmesse eines gebürtigen Deggendorfers ihre Deggendorfer Erstaufführung: Rektor August Högn ist der Komponist, und in St. Martin wird seine Festmesse zum Pfarrgottesdienst um 9 Uhr erklingen. Im Hause des 1913 verstorbenen Buchhändlers Andreas Högn erblickte dessen Sohn August am 2. August 1878 das Licht der Welt. Der Umgang mit Büchern im elterlichen Hause und eine auffallende musikalische Begabung mochten in der Berufswahl den Ausschlag zum Lehrerberuf gegeben haben. Im Straubinger Lehrerseminar hierfür vorbereitet, ließ sich der 30jahrige nach kurzen Zwischenstationen an niederbayerischen Dorfschulen endgültig in Ruhmannsfelden nieder, seiner Heimatstadt nicht allzufern und doch entrückt dem städtischen Betrieb und umwoben von der Stille der Bayerwaldberge, die gerade für einen schaffenden Musiker so wichtig und - wie auch in diesem Fall - so ersprießlich ist.
Die Messe trägt die Opuszahl 62, und das will - da es sich immerhin um eine nebenberufliche Liebhaberei handelt - schon etwas heißen. Das musikalische Lebenswerk Högns tragt den Stempel echter und guter Gebrauchsmusik, d. h. es ist Musik, die zum Gebrauch bestimmt und auch zu „brauchen“ ist und nicht in den luftleeren Raum hineinkomponiert wurde. Die ländliche Stille und der Umgang mit den einfachen, unkomplizierten Menschen, mit denen er in der Schule, auf dem Kirchenchor und in der Gesellschaft zu tun hatte, hat ihn auch vor sogenannten modernen Experimenten bewahrt. Trotzdem ist er auch hier Erzieher, der den Boden unter den Füßen zwar nie verliert und doch, den ethischen Bildungswert der Musik erkennend, Blick und Ohr für Höheres weiten möchte.
So ist auch diese Messe ein ehrliches Selbstzeugnis, des Musikers sowohl wie des Menschen. Sie verrät gediegene Handwerkskunst, die sich in einer sauberen satztechnischen Handschrift äußert, Sinn für harmonische Farbigkeit hat, ohne in spätromantische Chromatik abzugleiten, und sich der Mittel des Kontrastes in der Gegenüberstellung kraftvoller Unisoni und motivisch aufgelockerter Chorsätze bedient. Doch das Wichtigste; der Mensch, der all dies zutiefst im Glauben bejaht, steht hinter dem ganzen Werk. Mag die morgige Aufführung darum eine herzliche Gabe „postfestum“ an den 80-jährigen Komponisten sein. Daß es auf den Tag genau der 60. Geburtstag von Joseph Haas ist, ist ein schöner Zufall. Auch ihn hat die musikalische Begabung zum Lehrberuf geführt, den Grundsätzen seiner Jugend treu im Glauben, und in der Liebe bis heute geblieben. Eine Brücke zu Anton Bruckner, dem Volksschullehrer von Windnhaag, ließe sich von hier aus leicht schlagen. Mag die Musik dies selbst besorgen, wenn als Offertorium Bruckners „Os justi“ und Joseph Haas' Lied zum hl. Josephs zum Eingang der Messe erklingt, die in Anwesenheit des Komponisten morgen in St. Martin erstaufgeführt wird. Ihm und seinem großen „Kollegen“ Joseph Haas möchten wir ein herzliches „Ad multos annos“ mit in die Töne hineinverweben.
Fritz Goller