Nummer | 28 |
Titel | Brief von Finanzzollrat Anton Trellinger an August Högn, 25.2.1952 |
Datum | 1952-02-25 |
Thema | Information an Högn, einen Aktenauszug des Landshuter Staatsarchivs angefertigt zu haben |
Feld 1 | Finanzzollrat Anton Trellinger |
Feld 2 | August Högn |
Fundort | Reicheneder-Chronik |
Sehr geehrter Herr Rektor!
Meine Zusammenstellung über die
Geschichte der angegeben Orte der Gemeinde Zachenberg habe ich heute der
Gemeinde Zachenberg übersandt. Mein Material stammt fast nur aus
Archivalien des hiesigen Staatsarchives. Ich habe Teile des Gemeindebezirks nur
einige Male flüchtig durchwandert, 2 Mal als ich vom Bahnhof Gotteszell
nach Oberbreitenau ging u. einmal als ich nur die zwei Riesenbäume in
Giggenried ansah. Ich bin froh, daß ich mit meiner Arbeit so gut es ging
fertig bin, ich leide immer noch an den Folgen meiner schweren Erkrankung u.
stehe immer noch in ärztlicher Behandlung.
Nun Herr Rektor würde
ich Sie bitten, an die Ergänzung meiner Arbeit zu gehen, denn Sie kennen
als ehemaliger Gemeindeschreiber die dortigen Gegend sehr gut u. wissen viel,
könnten alles hinzuzufügen. Ich habe auch mal in den Landshuter
Zeitungen über die Geschichte der einzelnen Orte der Landshuter Gegend
geschrieben, denn ich bin an der Regierung, daher am Hauptstaatsarchiv, als
Archivpfleger für den Landkreis Landshut aufgestellt u. ist es
infolgedessen meine Pflicht mich um die Geschichte des mir anvertrauten Bezirkes
zu kümmern.
Sie Herr Rektor als guter Fachmann wissen, besuchte ich
dabei häufig die Pfarrarchive und schaue mir besonders in den
Pfarrmatrikeln um. Hier gehe ich besonders den auftretenden Krankheiten u. Pest,
Cholera und schwarze Blattern nach. Manche Pfarrer haben auch die 1812/1813 in
Russland Gebliebenen eingetragen, ab und zu findet man auch einen, der 100 und
mehr Jahre alt geworden ist, auch Totschlag und Selbstmord werden dort
erwähnt.
Soviel ich gelesen habe, gehen in Ruhmannsfelden die
Jahresbücher zurück bis zum Jahr 1620 u. in Gotteszell bis zum Jahre
1652. Dann such ich immer alte Leute auf und frage sie um alles mögliche
aus und ich habe bei dieser Gelegenheit viel erfahren. Es heißt darum in
dem vom Hauptstaatsarchiv herausgegebenen Büchlein: „Ratschläge
für bayerische Ortsgeschichtsforscher“ auf Seite 10 nicht mit Unrecht: “Die
Befragung alter Leute ist vordringlich“. Was hat mir die vor 20 — 30
Jahren verstorbene alte Huntmüllerin erzählt. Von ihr erfuhr ich
erstmals (etwas) vor dem 1. Weltkriege, vom Mühlhiasl, von der
Teufelserscheinung in Lämmersdorf u. von der Pest in Ruhmannsfelden. Es ist
schade, daß die Ruhmannsfeldener Sterbemartrikel nicht zurückreichen
bis zum Jahre 1613 u. welche Opfer derselbe anforderte. Ich Viechtach herrschte
die Pest 1633/4.
Viel über die Geschichte der Zachenberger Gegend wird
jedenfalls in der Eberl`schen Chronik von Gotteszell zu finden sein. Ich habe es
auch begrüßt, daß Herr Högn in der Geschichte um
Ruhmannsfelden auf die dortige Gegend beruhenden Sagen erwähnen kann. Ich
hatte bei meinen Gesuche der Gemeindekanzleien mit einem Ihrer Herrn Kollegen
zutun, so mache ich nun auf die Sagen aufmerksam: „Waltinger, niederbayerische
Sagen“ besitze ich auch, ebenso wie die Sammlung "Am Sagenbaum des Bayerlandes"
und die Sammlung von Steinberger "altbairische Sagen." Die in den Kriegen 1866 u
1870 gefallenen Söhne der dortigen Gegend wird man von alten Leuten noch
erfahren können.
Nun Herr Rektor würde ich Sie nochmals bitten
meine Arbeit als guter Kenner der dortigen Gegend u. guter Fachmann zu
ergänzen, danke Ihnen im Voraus für Ihre Bemühungen u. verbleibe
dieser Anfügung der besten Grüße
ergebenster
Anton
Trellinger